Im Rahmen von Medienkunst ist hier ist vom 5. August bis zum 17. September die Augmented Reality-Ausstellung SensUs. Augmented Nature-Cultures auf dem Friedrichsplatz vor dem Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe zu betrachten. Die Kunstwerke werden während des RIXC Art Science Festival: Crypto, Art and Climate vom 21. September bis zum 11. November im Esplanade Park und im lettischen Naturkundemuseum zu erleben sein.
Die Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion zwischen dem RIXC (Centre for New Media Culture) in Riga und dem in Karlsruhe beheimateten Kunstverein NAIA (Naturally Artificial Intelligence Art) und stellt 8 virtuelle Medienkunstwerke aus, die von Künstler:innen aus Riga und Karlsruhe geschaffen wurden. Die Künstler:innen wurden dabei von den Kurator:innen Daria Mille, Rasa Smite und Raitis Smits eingeladen, mittels AR-Technologie, die unsichtbaren Prozesse in der städtischen Natur sichtbar zu machen, die symbiotische Beziehung zwischen sozialen und ökologischen Systemen zu erforschen und die historischen und gegenwärtigen Wege von Natur-Kultur-Orten in der Stadt zu erkunden. Die Kunstwerke entfalten aufgrund ihrer Größe ihre Wirkung daher ebenfalls im freien, urbanen Raum. Bereits vor der offiziellen Eröffnung konnte die Öffentlichkeit bei der Karlsruher Museumsnacht KAMUNA am 5. August in Kooperation mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe einen ersten Blick auf die Kunstwerke werfen.
Obwohl die AR-Ausstellung SensUs in Karlsruhe verwurzelt ist und in erster Linie für das UNESCO Creative City of Media Arts-Programm entwickelt wurde, zielt sie darauf ab, ihre Natur-Kultur-Erkundungen auf internationale Kontexte auszuweiten, indem sie sich mit Riga, das sich noch um den Status als UNESCO Creative City bewerben muss und Toronto verbindet.
Die deutsche Künstlerin Isabella Münnich untersucht in ihrem Kunstwerk mush/room: growing together interaktive Landschaften. Bei ihren täglichen Spaziergängen in den Wäldern rund um Karlsruhe beobachtete die Künstlerin kontinuierlich die auf umgestürzten Bäumen wachsenden Pilze und deren Zyklus von Wachstum und Verfall. Die Künstlerin hat diese Verwandlungen natürlicher Objekte mit Hilfe digitaler Scantechniken (Photogrammetrie) erfasst und digitale Skulpturen geschaffen, die erlebbar sind, indem man sich ihnen nähert, um sie herumgeht oder sogar in sie hineingeht, um die beeindruckenden Strukturen der digital transformierten Pilze im Detail zu sehen.
Das spekulative Kunstwerk Vegetable kingdom, Vegetable Anarchy der in Karlsruhe lebenden, ukrainischen Künstlerin Anna Manankina, eine KI-generierte Pflanzenart, die unter Verwendung von Bildern aus dem Naturkundemuseum geschaffen wurde. Die Pflanzen befinden sich in einer andauernden Mutation und entwickeln sich bis zu einem Stadium, in dem Menschen überflüssig werden, da jede Pflanze die Form eines Menschen annehmen kann. Die ebenfalls in Karlsruhe lebende, südkoreanische Künstlerin Jung Eun Lee zieht in ihrer Arbeit Pond Creatures: Becoming One, Being Plural assoziative Parallelen zwischen dem biologischen Sein und der sozialen Existenz von beiden –nicht-menschlichen (Teichlebewesen) und menschlichen (Betrachtende) Entitäten. Das Kunstwerk basiert auf den Beobachtungen der Künstlerin von “Teichlebewesen”, die in den von ihr selbst gebauten Aquarien leben, und ihrer einzigartigen Art des symbiotischen Leben.
Das KI-generierte 3D-Kunstwerk Mežs 2.0 (Wald 2.0) des lettischen Künstlers Rihards Vītols ist eine utopische, spekulative Vision neuer, widerstandsfähigerer Baumarten, die Vorschläge und Herausforderungen für künftige Veränderungen in Natur und Umwelt simuliert. Der Künstler setzt KI-Algorithmen ein, um die Evolution und Mutation der Arten fortzusetzen, die in seinem Projekt Mežs 1.0 eingeführt wurden, und schafft eine neue Sammlung unvorstellbarer Baumarten. Das Kunstwerk Cultivation of Domestication des lettischen Künstlers Jurģis Peters basiert auf der widersprüchlichen Hypothese des Historikers J.N. Harari, wonach das erste “domestizierte” Getreide (Weizen), das zur Agrarrevolution beitrug, in Wirklichkeit uns domestiziert hat und nicht umgekehrt. Mit Hilfe von KI-generierten Bildern wird ein interaktives 3D-Objekt geschaffen, das sich mit Fragen der Beziehungen zwischen Pflanze und Mensch in wechselnden Machtpositionen befasst.
Die Installationen Omnisence des lettischen Künstlers Zane Zelmene und Soil Mate der ebenfalls aus Lettland stammenden Sabine Šnē wurden erstmals im Esplanade Park in Riga, Lettland, im Rahmen der letzten von RIXC kuratierten Ausstellung auf der Sensus Art Plattform im Jahr 2021 ausgestellt. Omnisence rekonstruiert anhand historischer Materialien und Belege die Landschaften des Esplanade Parks in Riga in verschiedenen Epochen – von der Vorgeschichte und dem Mittelalter, als der Berg Kube dort auftaucht, bis zum vergangenen Jahrhundert in Form von Sphären mit 360-Grad Fotografien. Soil Mate dagegen erkundet die Beziehung zwischen Kunst, Mythologie und Wissenschaft. Inspiriert von der Ästhetik steinzeitlicher Venusfiguren, stellt die virtuelle 3D-Skulptur die zeitgenössische Version von Gaia dar. Sie ist mit einer Textur überzogen, die aus verschiedenen im Esplanade Park in Riga gefundenen Bodenproben erzeugt wurde.
Die Kurator*innen und Künstler*innen organisieren während der Ausstellung sowohl in Riga als auch in Karlsruhe Führungen, sowie eine weitere, zum Eröffnungsprogramm der SensUs-Ausstellung in Riga stattfindende Führung, die am Donnerstag, den 21. September um 12.00 Uhr, durch den Esplanade Park führt.
An der Führung in Riga Interessierte finden den Link zur Anmeldung hier.
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