Perspektiven

Aram Bartholl, Obsolete Presence, Foto: Elias Siebert

Karlsruhe versteht sich als nachhaltig entwickelnde “Digitally Connected City of Media Arts” auf lokaler und globaler Ebene. In den kommenden Jahren wird die Stadt eine Reihe neu konzipierter Projekte umsetzen und bereits bestehende Formate entsprechend weiterentwickeln. 

1. Medienkunst im öffentlichen Stadtraum

Ab 2019 sind im jährlichen Rhythmus die Seasons of Media Arts geplant. Die an der Gestaltung und Umsetzung beteiligten Kooperationspartner sind maßgebliche Akteure für digitale Kultur und Bildung in Karlsruhe, die neue Technologien kritisch reflektieren und mit den Menschen in der Stadt im Sinne einer offenen, technologisch informierten Gesellschaft partizipativ weiterentwickeln (Kooperation von Kulturamt, ZKM, OK Lab, Entropia e.V.). Medieninstallationen im gesamten Stadtgebiet thematisieren den öffentlichen Zugang zu Daten und befassen sich mit der Entwicklung der “Smart City”. Sie tragen bei zur Etablierung einer “Digitally Connected City”, in der die digitale Selbstbestimmung der Bürgerschaft im Vordergrund steht. Ein inklusives Vermittlungsprogramm ist Teil des Projektes, das digitale Teilhabe und lebenslanges Lernen fördert und zivilgesellschaftliche Strukturen der Stadt stärkt. Seasons of Media Arts ermöglicht somit die Fortsetzung der partizipativen Konzepte von Open Codes, dem erfolgreichen Ausstellungs- und Bildungsprojekt des ZKM, im urbanen Raum und soll zum Austausch  mit anderen Städten führen.

Die Stadt Karlsruhe wird das Open-Air-Medienkunstfestival Schlosslichtspiele fortführen. Zudem ist ein Austauschprogramm mit anderen Video-Mapping-Festivals und Medienkunstschaffenden aus dem Ausland weltweit geplant.

Medienkunst soll als Teil der neuen Stadtarchitektur und der nachhaltigen Stadtentwicklung gefördert werden. Zur Vorbereitung ist ein Symposium zur Relevanz der Medienkunst im öffentlichen Raum geplant.

2. Förderung von innovativen, kooperativen und vernetzten Medienkunst-Projekten mit neuen kommunalen Mitteln

Die Stadt Karlsruhe fördert in den nächsten vier Jahren (2020-2023) lokale Medienkunstprojekte unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und der digital vernetzten Gesellschaft. Beispielhaft dafür steht ein Projekt der Hochschule Karlsruhe (HsKA) mit der Staatlichen Majolika Manufaktur. Gemeinsam wurde ein 3D-Drucker so weiterentwickelt, dass er künstlerische Keramik in automatisierter, additiver Fertigung herstellen kann. Als weiteres Beispiel dafür steht eine Film- und Veranstaltungsreihe der Kinemathek zum Posthumanismus und damit zur Reflektion nachhaltiger ökonomischer und ökologischer Entwicklung. Darüber hinaus sollen interdisziplinäre Projekte wie die Integration von Tanz und Medienkunst unterstützt werden.

3. Stadtentwicklung durch Kultur- und Kreativwirtschaft

Als Maßnahme mit Querschnittscharakter soll die Kultur- und Kreativwirtschaft weiter angekurbelt werden. Die Konversion des Alten Schlachthofs in einen Kreativpark wird durch Schaffung weiterer Arbeitsräume für Kreativ- und Kulturschaffende, so auch MedienkünstlerInnen, fortgeführt. Konkret projektiert sind das Haus der Produktionen, die bauliche Erweiterung des stark nachgefragten Kreativgründungszentrums Perfekt Futur und der Neubau eines Kreativwirtschaftszentrums. Damit stehen Räume nicht nur zur Gründung und Festigung, sondern auch zur Etablierung von Betrieben der Kreativwirtschaft zur Verfügung. Die Betreuung und Beratung durch das städtische K³-Kultur-und-Kreativwirtschaftsbüro wird entsprechend erweitert.

Mit Schaffung von  Infrastruktur für künstlerisch-kreatives Arbeiten entwickelt sich hier gleichzeitig ein neues attraktives Stadtviertel, als Begegnungsort für die Stadtöffentlichkeit.

4. Ausbau des internationalen Kooperationsnetzwerks des ZKM

Das ZKM möchte seine weltweiten Kooperationsbeziehungen zu anderen UNESCO Creative Cities ausbauen und dabei auch Perspektiven und Erfahrungen internationaler Partner kennenlernen. 

Das vom ZKM entwickelte Ausstellungsformat Open Codes wird in enger Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und internationalen Akteuren der Medienkunst unter Berücksichtigung örtlicher Interessen zur Verfügung gestellt. Internationale Satelliten der Ausstellung sind ab 2020 in diversen Creative Cities wie Berlin, Shanghai, Bilbao, Ljubljana, Seoul geplant. Kunst in Bewegung. 100 Meisterwerke mit und durch Medien wird von bedeutenden Kunstinstitutionen in Südamerika und Asien (u.a. Bogota und Beijing) übernommen und die renommierte Videospiel-Ausstellung zkm_gameplay wird in Barcelona gezeigt werden.

Mit besonderer Expertise auf dem Gebiet der Konservierung von Medienkunst, dem Labor für antiquierte Videosysteme und dem Hertz-Labor bietet das ZKM anderen Creative Citys Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie wissenschaftliche Arbeiten zur Medienkunst in den Bereichen Konservierung, Restaurierung, Digitalisierung und künstlerische Produktion. Im Rahmen einer strategischen Kooperationspartnerschaft mit der HONG Media Art Collection in China trägt das ZKM zur internationalen Erforschung und Sicherung der Medienkunst durch den Aufbau einer gemeinsamen Sammlung bei.

5. Intensivierung von internationaler Vernetzung, Austausch und Kooperation

Die Stadt Karlsruhe wird Sondermittel für internationale Netzwerk-Aktivitäten bereitstellen. Für die Periode 2020-23 wird mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe die Intensivierung der internationalen Vernetzung, des Austauschs und der Kooperationen der Netzwerkpartner im Bereich Medienkunst und Open-Source-Initiativen angestrebt. Mit dem jährlichen Festival Seasons of Media Arts tritt Karlsruhe in einen Dialog mit den Netzwerkstädten und lädt Künstler, Wissenschaftler und digitale Aktivisten ein. Dazu gehört der Auf- und Ausbau von Kooperationen mit Institutionen und Künstlern in UNESCO-Städten der Medienkunst sowie die Gewährung von Reisestipendien für Künstler, Kulturschaffende und Hacker aus Karlsruhe. Mit diesen Mitteln sollen auch Aufenthalte von politisch verfolgten Medienkünstlern gefördert werden.

6. Kooperationen Austausch mit Partnern aus Ländern des Globalen Südens

Gezielt wird die Karlsruher Medienkunstszene mit Akteuren und Institutionen aus Ländern des Globalen Südens Kontakte im Bereich Medienkunst aufnehmen und stärken.

So ist die Vertiefung des Austausches zwischen Independent Days – Internationale Filmfestspiele Karlsruhe und dem Ngalabi Filmfestival in Kampala, Uganda geplant. Den künstlerischen Austausch auf der Nord-Süd-Achse stärkt auch die Kunstakademie Karlsruhe durch Zusammenarbeit mit Partnerhochschulen in Burkina Faso und Ghana. Auch das ZKM wird seine bestehenden Kooperationsbeziehungen nach Afrika, Asien und Lateinamerika weiter ausbauen.