Perspektiven

Aram Bartholl, Obsolete Presence, Foto: Elias Siebert

Karlsruhe versteht sich als nachhaltig entwickelnde „Digitally Connected City of Media Arts“ auf lokaler und globaler Ebene. In den kommenden Jahren wird die Stadt eine Reihe neu konzipierter Projekte umsetzen und bereits bestehende, erfolgreiche Formate entsprechend weiterentwickeln. 

1. Medienkunst im öffentlichen Stadtraum

Seit die Verleihung des Titels 2019 präsentiert die UNESCO Creative City of Media Arts Karlsruhe digitale, interaktive und virtuelle Kunst im öffentlichen Stadtraum. Die Präsentation von Medienkunstwerken im urbanen Raum und die damit verbundene Annäherung von Medienkunst an die Öffentlichkeit zählt zu den wichtigsten Maßnahmen als UNESCO Medienkunststadt.  

Das 2019 ins Leben gerufene Projekt Seasons of Media Arts wird unter dem Titel Media art is here neu aufgelegt und fortgeführt. Beginnend ab 2022 findet die jährliche Ausstellung immer im Sommer – parallel zu den SCHLOSSLICHTSPIELEN – statt. Die zusehenden Werke werden durch das Projektförderprogramm gefördert und verwirklicht. Unterstützt werden zum einen lokale Künstler*innen, zum anderen erhalten auch internationale Künstler*innen die Chance, von der Förderung zu profitieren. Zudem ist das Erleben von Medienkunst durch die öffentliche Zugänglichkeit zu jeder Zeit und individuell erfahrbar.

Das SCHLOSSLICHTSPIELE Light Festival, das seit 2015 ein fester Bestandteil des kulturellen Sommerprogramms in Karlsruhe ist, soll als Flaggschiff medienkünstlerischer Veranstaltungen weitergeführt und erweitert werden. Die Veranstaltung gilt als geeignetes Vehikel, um sowohl Bürger*innen als auch Tourist*innen mit dem Thema Medienkunst in Kontakt zu bringen. Durch die kosten- und barrierefreie Erreichbarkeit der SCHLOSSLICHTSPIELE können diese von allen Menschen erfahren werden.

2. Förderung von innovativen und kooperativen Medienkunst-Projekten auf verschiedenen lokalen Plattformen

Im Rahmen der neuen Förderungsperiode ab 2024 werden von der Stadt Karlsruhe in Kooperation mit lokalen Partner*innen diverse Projekte unterstützt und initiiert.

Einmal jährlich werden sich lokale Künstler*innen mit Projektvorschlägen für ein Medienkunstwerk bewerben können, das zentral auf einer Präsentationsfläche im Rahmen der art KARLSRUHE ausgestellt werden soll. Zusätzlich zu einem Künstler*innenhonorar erhält die ausgewählte Person/Gruppe einen Zuschuss in Höhe von 10.000 €.

Eine neue Kooperation mit der Hoepfner-Stiftung entsteht ab 2024. Karlsruher Medienkünstler*innen können sich für eine Residenz im neuen Produktions- und Ausstellungsraum Studio hö für einen Zeitraum von 10 Monaten bewerben. Die Residenz umfasst ein Stipendium von 10.000 € sowie 10.000 € für Produktionskosten.

Ziel in beiden Fällen ist es, medienkünstlerische Projekte eine größere Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen, indem lokale Medienkünstler*innen sowohl finanziell als auch durch die Bereitstellung von Produktions- und Ausstellungsräumen, Ressourcen und digitalen Plattformen unterstützt werden. 

Auch steht über die nächsten Jahre wieder ein jährliches, interdisziplinäres Projekt-Förderbudget der Stadt Karlsruhe i.H.v. 25.000 € zur Verfügung. Mit diesen Fördermitteln können medienkünstlerische Projekte gefördert werden, die den allgemeinen Förderungsbedingungen der Stadt Karlsruhe entsprechen. Diese Förderung erfolgt ohne einen vorgegebenen Bewerbungszeitraum.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Studierenden und Off Spaces in Karlsruhe sowie eine Stärkung der Beziehungen zu lokalen Kontakten ist ebenfalls eine maßgebliche Säule in der Förderung von Nachwuchstalenten und der Unterstützung der etablierten freien Szene. Die Studierenden der Kunstakademie und der Hochschule für Gestaltung (HfG) sind als treibende Kräfte der Kultur- und Kunstproduktion in Karlsruhe zu sehen, die nicht nur regelmäßig Zuschläge der Fördermittel erhalten, sondern auch als Botschafter*innen nach außen und in ihre Netzwerke hinaus fungieren. Durch die große Dichte der Off-Space-Szene in Karlsruhe ergibt sich die Möglichkeit, über eine intensivere Zusammenarbeit den Bereich Medienkunst stärker außerhalb des institutionellen Bereichs zu fördern und die Medienkunst allgemein im Bewusstsein der Bürger*innen und über die Stadtgrenzen hinaus zu verankern.

3. Stadtentwicklung durch Kultur- und Kreativwirtschaft

Als boomender IT-Standort verfügt Karlsruhe über eine exzellente und breit angelegte Forschungslandschaft sowie Kultur- und Kreativwirtschaft, die Querschnittsthemen der Medienkunst aufgreift. In den vergangenen Jahren hat die Geschäftsstelle UNESCO City of Media Arts gezielt mit Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft in verschiedenen Projekten zusammengearbeitet, die Medienkunstpräsentationen und andere interdisziplinäre Projekte ermöglicht haben. Als Maßnahme mit Querschnittscharakter soll die Kultur- und Kreativwirtschaft weiter angekurbelt werden.

Im April 2023 startet der umfassende Umbau der Karlsruher Kaiserstraße. Im Zuge dessen soll die Karlsruher Innenstadt attraktiver gestaltet werden, zudem ermöglicht das Schaffen neuer Flächen das Präsentieren von Medienkunstwerken im öffentlichen Raum.

Auch im Bereich der Kaiserpassage deutet sich eine künstlerische Neugestaltung an. In Kooperation mit dem Kulturhaus Karlsruhe entsteht hier ein neues Kulturareal, das eine erhöhte Aufenthaltsqualität verspricht. Der angrenzende Bereich in der Kaiserstraße wird bereits für die Präsentation medienkünstlerischer Projekte der SCHLOSSLICHTSPIELE und Media art is here genutzt und soll in den nächsten Jahren erneut und vermehrt für Medienkunst eingebunden werden.

Eine weitere Maßnahme zur nachhaltigen und gesellschaftlichen Stadtentwicklung geht auf das Schaffen zweier Reallabore im Passagehof und der Nördlichen Kaiserstraße im Sommer und Herbst 2022 zurück, bei denen mehrere von der Geschäftsstelle UNESCO City of Media Arts kuratierte Licht- und Medienkunstwerke präsentiert wurden. Anlässlich der daraus gewonnenen Erkenntnisse wurde der Passagehof ab September 2023 zur Fußgängerzone mit Bodenbemalung und vielen Möglichkeiten zum Verweilen. Weitere Optionen, den Bereich der Nördlichen Karlstraße ebenfalls umzuwandeln, werden aktuell diskutiert und ausgewertet.

4. Ausbau und Intensivierung von Austauschprojekten auf internationaler Ebene

Die Stadt Karlsruhe wird weiterhin Sondermittel für internationale Netzwerk-Aktivitäten bereitstellen. Mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe wird die Intensivierung der internationalen Vernetzung, der Austausch und die Kooperationen der Netzwerkpartner im Bereich Medienkunst angestrebt.

2020 wurde das international ausgezeichnete Projekt City to City vom Media Arts Cluster als Reaktion auf die Pandemie ins Leben gerufen, um Medienkünstler*innen in herausfordernden Zeiten zu unterstützen. Ausgewählte Künstler*innen konnten im Rahmen einer dreimonatigen künstlerischen Zusammenarbeit auf internationalem Level ein digitales Kunstwerk erschaffen.

Nach der erfolgreichen Umsetzung zweier internationaler und kooperativer Kunstwerke wurde das Projekt City to City im Jahr 2023 zwischen Karlsruhe und Cali, Kolumbien fortgesetzt. Seitdem ermöglicht das Austauschprojekt Cali x Karlsruhe zwei Künstler*innen aus beiden Kreativstädten die Teilnahme an einer Artist Residency, die jährlich stattfindet, sowie Präsentationen der resultierenden Kunstwerke in den beiden Städten.

Mit dem Projekt CULT: Modena x Karlsruhe ist ab 2024 ein Bürger*innenaustausch mit der ebenfalls jungen Medienkunststadt Modena in Planung. Nicht nur Künstler*innen und Kulturschaffende, sondern auch junge Bürger*innen und Interessierte der beiden Städte können sich für den Kulturaustausch anmelden und so einen Einblick in das materielle und immaterielle Kulturerbe der beiden Städte mit Bezug zur Medienkunst erhalten.

5. Förderung von internationalen Medienkunstprojekten

Anlässlich der Titelverleihung als UNESCO Creative City of Media Arts schaffte die Stadt Karlsruhe ein neues Förderprogramm für Medienkunstprojekte und internationale Netzwerkaktivitäten mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 100.000 €. Im Rahmen der Projektförderung für Medienkunst unterstützt die Stadt Karlsruhe Medienkunstprojekte, die mit den Möglichkeiten der Medienkunst Perspektiven auf gesellschaftliche Fragen der Gegenwart werfen und eine Bereicherung im Feld der Medienkunst insbesondere aber für die Betrachtenden resp. Interagierenden in der Stadt darstellen. Internationaler Austausch, Kooperation und Interdisziplinarität stehen im Mittelpunkt der jährlichen Ausschreibung. Seit 2024 richtet sich das Projektförderprogramm für Medienkunst nicht nur an lokale, sondern auch an internationale Künstler*innen, Kulturschaffende und Institutionen.

Mit dem neuen dm-Award connecting worlds wird seit 2023 jährlich ein herausragendes Projekt prämiert, das den digitalen und analogen Raum verbindet und die Projection Mappings von der Schlossfassade in die Innenstadt trägt. Künstler*innen oder Künstlergruppen aus aller Welt können sich bewerben, um der digitale Raum der SCHLOSSLICHTSPIELE-Projection Mappings mit dem analogen Raum vor dem Schloss zu verbinden. connecting worlds ist mit einem Preisgeld von 10.000 € dotiert. Neben dem Preis werden auch die Produktionskosten des Gewinnerprojekts mit bis zu 20.000 € finanziell gefördert.

6. Organisation des Media Arts Clustertreffens im Jahr 2029

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Titelverleihung als UNESCO Creative City of Media Arts sowie 15 Jahre SCHLOSSLICHTSPIELE und 40 Jahre ZKM I Karlsruhe wird die Stadt Karlsruhe im Jahr 2029 das jährliche Media Arts Clustertreffen hosten. Dieses jährliche Treffen ist eine großartige Gelegenheit für die aktuell 25 Mitgliedsstädte, ihre Erfahrungen, aktuelle Projekte und Herausforderungen bei der Entwicklung ihrer Praxis als Medienkunststädte zu vermitteln und miteinander zu diskutieren.

Hauptziel ist es, alle laufenden Aktivitäten als UNESCO Creative City of Media Arts sowohl im Netzwerk als auch nach außen (durch Medienberichterstattung auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene) sichtbar zu machen sowie die Initiierung neuer Projekte und Kooperationen zu ermöglichen.

In Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und den nationalen Creative Cities wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Medienkunstausstellungen, Projection-Mapping-Shows, Vorträgen, Workshops und Networking-Sessions auf die Beine gestellt.