Vom 16. August bis 17. September zeigt die UNESCO City of Media Arts Karlsruhe, parallel zum SCHLOSSLICHTSPIELE Light Festival neun Arbeiten von lokalen und internationalen Medienkünstler*innen und Kollektiven im urbanen und digitalen Raum. Das Künstler*innenkollektiv VOLNA, das 2023 Artist-in-Residence am ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe ist, stellt im Rahmen des Programms eine neue Arbeit vor, die mit Hilfe von Laserprojektionen das Thema der Perspektive im Zusammenhang mit der transformativen Natur der menschlichen Existenz auf eindrucksvolle Art und Weise veranschaulicht.
Durch die Anordnung zweier einander zugewandter Laserprojektoren und einer Reihe schmaler schwarzer Trennschirme, die sich zwischen ihnen befinden, entfaltet die Installation Fluchtpunkte als abstrakte Darstellung dieser transformativen Reise. Das Zusammenspiel von vergänglichen farbigen Lichtflächen und Umrissen schafft eine fesselnde visuelle Erzählung, die von barocken Zweifluchtpunktperspektivstudien inspiriert ist, und die die Betrachter*innen dazu ermutigt, sich mit der Idee des ständigen Wandels auseinanderzusetzen und die vermeintliche Überzeitlichkeit der eigenen Perspektive zu hinterfragen.
“Fluchtpunkte ist eine Lichtinstallation, die auf symbolische Weise die transformative Natur unserer Existenz untersucht. Während Menschen Raum und Zeit durchqueren, verändern sich ihre Perspektiven fortlaufend und bieten so neue Einblicke in die von ihnen erlebte Realität. Umgekehrt werden sie aber auch von der Welt um sie herum, die sich ständig verändert, immer wieder in neue Kontexte gestellt”, kommentieren die Kunstschaffenden ihre Arbeit.

“Karlsruhe ist ein neuer Ort für uns, dessen Eigenart wir gerade jetzt, da wir ihn entdecken, spüren können. Die Idee der Installation Fluchtpunkte wurde vom barocken Grundriss der Stadt inspiriert, der bekanntlich auf der perspektivischen Konstruktion von strahlenförmig angeordneten Straßen zum Schloss bzw. zur Sonne hin beruht. Dies war eine der beliebtesten städtebaulichen Lösungen des 18. Jahrhunderts. Auch in der Kunst dieser Epoche wurde rasch nach neuen Ausdrucksmitteln gesucht. Eine der Entdeckungen und beliebtesten Techniken des Barocks war die Verwendung von perspektivischen Konstruktionen mit zwei Konvergenz- bzw. Fluchtpunkten. Dank diesen war es möglich, dem zweidimensionalen Gemälderaum Dynamik bzw. Bewegtheit und Tiefe zu verleihen. Im Vergleich zur bekannten Ein-Fluchtpunkt-Perspektive, die sich in der Renaissance durchgesetzt hatte, eröffneten zwei Fluchtpunkte neue Möglichkeiten, der dargestellten Stadtlandschaft einen starken dramaturgischen Ausdruck zu verleihen. Dies war der Ausgangspunkt für unsere künstlerischen Experimente.”
In den Lichtszenarien der Installation sind zwei Fluchtpunkte zu sehen – zwei Laserprojektoren, deren aufeinander gerichtete Strahlen sich treffen. An ihrem Schnittpunkt entsteht die Illusion eines dreidimensionalen Objekts, das nur aufgrund der Perspektive der Betrachtenden als solches empfunden wird. So lebt einer der Grundbegriffe der klassischen Kunsttheorie in der Medieninstallation der VOLNA-Künstler*innen fort und lässt erkennen, wie sehr unsere Wahrnehmung von der formalen Konstruktion unserer Wirklichkeit abhängen kann.

Seit der Gründung von VOLNA 2016 beschäftigen sich die Künstler*innen um Snezhana Vinogradova und Nikita Golyshev mit raumgreifender, visueller Kunst und interdisziplinären Kunstpraktiken unter Einsatz verschiedener Technologien. Darunter finden sich ortsspezifische Projekte, szenografische Arbeiten, großangelegte Lichtwerke und kinetische Installationen sowie unkonventionelle Ausstellungsformate, Bildungs- und Architekturprojekte.
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