Open Data und Open Commons

© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Elias Siebert

Karlsruhe ist zunehmend bestrebt, mehr Transparenz und direkte Möglichkeiten der BürgerInnenbeteiligung in der Stadt zu etablieren, und noch offener und technologisch fortschrittlicher zu werden. Durch die Abkehr vom Amtsgeheimnis hin zum freien Informationsaustausch und einer offenen Zusammenarbeit der Verwaltung mit den Bürgern, der Wissenschaft und der Wirtschaft wird ein wichtiger Schritt in Richtung eines offenen Verwaltungshandelns, das auch als »Open Government« bezeichnet wird, gegangen.

Notwendige Voraussetzung für Open Government sind offene Daten bzw. »Open Data« und »Open Commons«. Open Data sind sämtliche Datenbestände, die im Interesse der Allgemeinheit für jedermann für jeden Zweck zur freien Nutzung, zur Weiterverbreitung und zur freien Weiterverwendung offen zugänglich gemacht werden. Einzige Einschränkung ist, dass sie keine personenbezogenen Daten oder dem Datenschutz unterliegende Daten beinhalten dürfen. Die Rohdaten fallen beispielsweise bei statistischen Erhebungen, in der Finanzverwaltung oder bei wissenschaftlicher Forschung (Geo, Wetter, Umwelt, Medizin, etc.) an und liegen häufig in Form von Tabellen oder Datenbanken vor. Die Aufbereitung erfolgt dann üblicherweise in Textform als Report, mit Diagrammen, Grafiken, Karten und Bildern, ggf. auch interaktiv. Zur Verifikation der Auswertungen ist eine Zugriffsmöglichkeit auf die Rohdaten unverzichtbar.

Der freie Zugang zu offenen Behördendaten macht politisches Handeln transparent und nachvollziehbar. Auf diese Weise kann Open Data die Akzeptanz von Regierungshandeln und das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Regierung und Verwaltung erhöhen und nachhaltig die Demokratie stärken.

Bereits 2014 konnten sich die BürgerInnen im Karlsruher »Open Government Forum« mit dem Thema und seiner Umsetzung in Karlsruhe erstmals auseinandersetzen.

2014 wurde auch das »OK Lab Karlsruhe« eröffnet. Es ist eines von deutschlandweit acht »Open Knowledge Labs«, die im Rahmen des »Code for Germany«, einem Programm der Open Knowledge Foundation Deutschland, eingerichtet wurden. Ziel des Programms ist es, Entwicklungen im Bereich Transparenz, Open Data und Open Commons in Deutschland zu fördern. Beim monatlichen »Code for Karlsruhe Meetup« werden seither Projekte vorgestellt, Vorträge gehalten, es wird diskutiert und gebastelt. Ab 2019 plant OK Lab die Veranstaltungsreihe »Transparenzcafé« zu gestalten.

Außerdem wurde 2014 in Karlsruhe in Kooperation mit dem Freifunk Rheinland e.V. sowie dem Entropia e.V. die gemeinschaftliche Bewegung »Freifunk« ins Leben gerufen, die einen freien, gleichberechtigt nutzbaren Netzzugang als einen gesellschaftlichen Grundstein ansieht. 2017 wurde als Erweiterung der »Verein zur Förderung freier Netze Region Mittler Oberrhein e.V.« und mit »StuFFNet« eine Freifunk-Hochschulgruppe am KIT gegründet. Aktuell gibt es bereits mehr als 450 offene Zugangspunkte zum Freifunk-Netz. Es wird täglich von über 1200 gleichzeitig aktiven Nutzern genutzt und erstreckt sich nicht nur über Karlsruhe, sondern auch über den Ortenaukreis, Pforzheim, Hohenlohe und über Mittelhessen.

Im Sommer 2016 hat die Stadt Karlsruhe dann das »Transparenzportal« gestartet. Die dort zur Verfügung gestellten Dokumente wie Gutachten, Verträge und Berichte werden auch schon zum Teil durch die zugehörigen Rohdaten ergänzt. Das Portal bietet dabei nicht nur eine Plattform für neue Veröffentlichungen, sondern soll auch die große Menge der bereits existierenden Veröffentlichungen über eine Programmierschnittstelle besser auffindbar machen. Alle Veröffentlichungen des Transparenzportals stehen kostenlos unter der Datenlizenz Deutschland – Namensnennung (Version 2.0) zur Verfügung. Diese erlaubt Nutzern bei entsprechender Quellenangabe die freie Weiterverwendung, auch für kommerzielle Zwecke. Zusätzlich kommen bevorzugt offene und standardisierte Dateiformate zum Einsatz.

Da die Nutzung mitunter jedoch Fachwissen im Umgang mit maschinenlesbaren Daten erfordert, richtet sich das Transparenzportal insbesondere an Experten, die die Daten über Apps und ähnliche Projekte für die Allgemeinheit zugänglich machen können. Somit kann Open Data auch wichtige Anknüpfungspunkte zur Förderung der Wirtschaft insbesondere in der IT- und Kreativ-Branche bieten. Beide Branchen verzeichnen in Karlsruhe im bundesweiten Vergleich ein besonders hohes Wachstum.

Im Rahmen des Projektes »digital@KA« soll in Karlsruhe aktuell eine multifunktionale »Bürger-App« mit zugehöriger Datenmanagement-Plattform entwickelt werden, die einen zentralen Zugang zu (öffentlichen und kommerziellen) Apps und Diensten mit Bezug zu Karlsruhe bietet. Mit dem Konzept für die Bürger-App gewann Karlsruhe 2018 den Wettbewerb »Digitale Zukunftskommune@bw« des Landes Baden-Württemberg. Digital@KA wird daher im Rahmen der Digitalisierungsstrategie digital@bw des Ministeriums für Inneres, Digitalisierung und Migration des Landes Baden-Württemberg gefördert.

Begleitend wurde die Webseite »Bürgerbeteiligung« eingerichtet. Bürgerinnen und Bürger können mit deren Anregungen und Vorschlägen die Stadt Karlsruhe bei kommunalen Abwägungs- und Entscheidungsprozessen unterstützen.

Darüber hinaus bietet Open Data eine wichtige Quelle für Medienkünstler. »Medienkunst« ist ein Sammelbegriff für verschiedene Kunstformen, die sich neuer Medien wie Video, Computer, oder Internet bedienen und sie im künstlerischen Schaffensprozess einsetzen. Oftmals sind dabei digitale Teilhabe, Interaktion und Partizipation in politischen Entscheidungsprozessen maßgebliche Themen der künstlerischen Auseinandersetzung. Für die zunehmend digitalisierte Gesellschaft kann dies neue und ungewöhnliche Impulse bieten.

In Karlsruhe wird diese Kunstform im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien erforscht und fortgeführt. Gemeinsam mit dem Kulturamt der Stadt Karlsruhe und verschiedenen Karlsruher Organisationen, Initiativen und Vereinen plant das ZKM ab 2019 im jährlichen Rhythmus das Projekt »Seasons of Media Arts«. Die an der Gestaltung und Umsetzung des Projekts beteiligten Kooperationspartner sind maßgebliche Akteure für digitale Kultur und Bildung in der Stadt, die neue Technologien kritisch reflektieren und mit den Bürgerinnen und Bürger in Karlsruhe im Sinne einer offenen, technologisch informierten Gesellschaft partizipativ weiterentwickeln.